Meinen ersten Tag in Rio hatte ich ehrlich gesagt etwas anders vorgestellt, obwohl ich zugeben muss daß ich null geplant hab.
Für die Zeit in Rio zum Karneval hab ich mich entschieden im Hostel zu übernachten, was den 10 fachen Preis bedeutet aber auch schnellen Anschluss zu weiteren Travelern. 200 Reais die Nacht ist wenn ich darüber nachdenke trotzdem viel zu viel (üblich sind 20). Daher wollte ich auch jeden Service nutzen der angeboten wird, wie vom Flughafen abgeholt zu werden. Trotz mehrerer Bestätigungsmails kam jedoch keiner. So wurde ich gezwungen doch Geld für den Bus auszugeben. (Als Ersatz bot man mir aber einen Wegbring-Service an, blöd nur dass der Busbahnhof für die Weiterfahrt direkt um die Ecke liegt)
Naja um dann die Stadt zu erkunden, entschloß ich mich zu fuß über das bergige Viertel Santa Teresa zu wandern, um einen ersten Überblick über die Stadt zu bekommen. Für den Sonnenuntergang schwebte mir ein Ausflug auf den Zuckerhut vor.
Also machte ich mich auf. Durch den heißen Trubel der weitläufigen Stadt. Vom Arcos da Lapa aus, der Aquaduckt ähnlichen Brücke der berühmten uralten Straßenbahn immer den Schienen folgend hoch zu den Bergen über der Stadt. Diese Kopfsteinpflasterstrassen sind 200 Jahre alt und winden sich durch das historische Virtel Santa Teresa welches berühmt ist für seine grünen Gärten und traumhaften Ausblicke. (Ich kannte diese Attraktion aus dem Film RIO von Pixar).
Zwischen alten Schlössern und Villen, sah ich Kaputziner Äffchen in den blühenden Bäumen herum hüpfen. Konnte immer wieder Ausblicke auf die glänzende Stadt im Süden und den braunen Favelas im Norden der Stadt erhaschen.
Aus Brasilien |
Als ich schon fast oben war entdeckte ich eine kleine Kneipe mit dem Namen „Mike’s Haus“. Bei genauerem Hinsehen sah ich daß Wahrsteiner und Weißbier angeboten wurde und nach einem weiteren Blick wurde ersichtlich, daß es eine deutsche Bar war. Da ich schon lange kein gutes Bier mehr getrunken hatte (das brasilianische Bier schmeckt sehr dünn und fahl) und ich es passend fand so den tollen Aufstieg zu krönen, entschied ich mich ein teures importiertes Bier vom Fass zu schlürfen. Die Kneipe schien schon etwas in die Jahre gekommen, wieß aber Liebe fürs Detail auf.
Ein Mann sprang telefonierend in der Bar herum als ich mein Bier genoß. Ich konnte hören, daß er in deutsch sprach und über einen Besuch nach Deutschland redete. Er wahr offensichtlich der Besitzer. (und vermutlich hieß er Mike…) Als ich bezahlen wollte, fragte ich ihn beiläufig ob er sich auf die kalte Heimat freue. „Nee, aber auf die Braut die dort auf mich wartet.“ antwortete er.
Erfreut einen Landsmann zu bedienen, lud er mich direkt auf ein weiteres Bier ein. „Komm trinken wir ein Bier zusammen, hab jetzt eh nix zu tun“ raunte er.
So saß en wir im „Biergarten“ an der schmalen Straße und unterhielten uns bei einem gepflegten Bierchen.
Seit 18 Jahren lebt er schon in Rio. Früher mal erfolgreicher Geschäftsmann, wanderte er dann aus weil ihm die Sehnsucht plagte. (ich sollte später herausfinden, daß dies nicht der einzige Grund war.) Wir sprachen über Lebenseinstellungen, den Unterschieden der Länder, Schwierigkeiten mit den Behörden, den Bullen, den Gangs in den Favelas, Frauen und Mafia. Es formte sich das Bild eines zwielichtigen Gesellen. Aber seine witzige offene Art gab mir Sympathie und Vertrauen.
Bis ich mich entschied zu bezahlen und weiter zu ziehen (ich wollte ja noch auf den Zuckerhut), verging eine gute Zeit und ein paar Bierchen. Doch dann fing es an zu regnen und ich blieb noch auf ein weiteres Bier unterm Vordach sitzen. Sein Kollege Ralf gesellte sich zu uns und tischte mit weiteren Abendteuern auf. Beim nächsten Versuch aufzubrechen regnete es wieder, noch heftiger als vorher. So saßen wir und vergaßen schnell die Zeit. „Der olle Hügel rennt schon nicht weg“ dachte ich mir und entschloß die gesellige Runde als Attraktion des Tages zu sehen. Die beiden gaben mir gute Tips für Ausflüge und Events. Sicherheitswarnungen über Cocacabana und Strassenparties.
Als es dunkel war stand Mike auf und wies mich an mit ihm zu kommen. Wir gingen ein paar Meter die Straße hinauf und hinter einem 3 Stöckigem Haus bot sich ein Ausblick über die hell beleuchtete Stadt. Ich hatte schon fast vergessen, daß ich ja eigentlich wegen dem Ausblick hier hoch kam. Direckt am Fuß des Berges lag das Sambadrom, wo in ein paar Tagen die größte Party Brasiliens stattfinden würde. Von hier könnte man mit einem Feldstecher das Specktakel bestens beobachten.
Irgendwann registrierte ich, dass ich schon geschlagene 5 Stunden bei Mike und Ralf saß und beschloß nun doch wieder den Arsch in Bewegung zu setzten und mich nach Essen und dem Heimweg umzusehen. Nach einem erstaunlich herzlichen Abschied versprach ich noch wieder zu kommen und taumelte, gut einen im Kahn, den Berg wieder runter.
Aus Brasilien |
Wenn mal von euch jemand nach Rio findet. Mikes Haus wäre ein guter Tipp für eine gute Pause mit gutem Bier.
Danke Mike!